St. Otto Zinnowitz
Entstehung und Entwicklung bis 1945
Im Jahre 1911 bekam Präfekt Constantin Treder aus dem Kölner Priesterseminar 90.000 Mark von einer Dame geschenkt, um damit an der Ostsee ein Heim für erholungsbedürftige katholische Kinder zu bauen. Zwei Jahre später legte Treder in Zinnowitz den Grundstein für das Ottoheim. Als er während des Ersten Weltkrieges in Geldnot geriet, übernahm der Swinemünder St. Otto – Verein das Haus und schenkte es am 15. April 1915 den Marienschwestern. Am 10. Januar 1916 wurde die Niederlassung gegründet, und am 16. Januar zogen zwei Schwestern ein.
Andere Ordensgemeinschaften hatten die Übernahme abgelehnt, weil sich das Haus in einem schlechten Zustand befand. Es besaß keine Öfen, da es nur für Sommergäste gedacht war. Die Einrichtungsgegenstände hatte Treder bei Nachbarn untergestellt, wo die Schwestern sie auslösen mußten. Da das Haus einige Zeit leer gestanden hatte, waren die Fenster eingeschlagen. Die Schwestern richteten das Gebäude wieder her und nahmen in der Sommersaison1916 schon 40 Kinder und einige erwachsene Feriengäste auf. In den nächsten Jahren vergrößerten sie das Haus und bauten es aus, so das sie ganzjährig Kinder zur Erholung aufnehmen konnten.
Neben dem Kindererholungsheim widmeten sich die Schwestern der ambulanten Krankenpflege. Zur Versorgung des Heimes richteten sie nach dem Ersten Weltkrieg einen landwirtschaftlichen Betrieb ein. Die Zahl der Schwestern stieg zwischen 1916 und 1932 von zwei auf 21.
Zur Zeit des Dritten Reiches ließ die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt seit 1938 keine Kindertransporte mehr in das katholische Heim zu und die Krankenversicherung entzog dem Haus die finanzielle Unterstützung. Anstelle der kinder nahm das St. Ottoheim nun Flüchtlinge, Umsiedler und Verwundete auf. Seit 01.Mai 1941 nutzte die Wehrmacht das Haus als Lazarett und belegte es mit fast 200 verwundeten Soldaten. Es stellte sich jedoch heraus, dass die holprigen Anfahrtswege für den Transport von Schwerverwundeten ungeeignet war. Daher kam seit 01.April 1941 lungenkranke Soldaten, denen die schlechten Strassen weniger Probleme bereiteten.
Pfarrer Dr. Alfons Maria Wachsmann
Pfarrer Dr. Alfons Maria Wachsmann war von 1929 bis 1944 Priester der Greifswalder Gemeinde. Überzeugt durch den Ersten Weltkrieg und von den katholischen Werten nahm er eine kritische Position gegenüber der NS-Herrschaft ein und tat sie auch offen kund. 1929 gehörte die katholische Gemeinde in Greifswald immer noch zu einer kaum beachteten Minderheit. Vielen Bürgern der Stadt waren nur die polnischen Schnitter als Katholiken bekannt. Aber es gab auch Ärzte, Rechtsanwälte, Kaufleute, Beamte, Professoren und Studenten in der Gemeinde. Gerade die letzteren forderten 1928, als die Pfarrstelle vakant wurde, einen nicht polnisch sprechenden Pfarrer. Für die polnischen Bürger sollte weiterhin ein Kaplan zuständig sein. Der damalige Breslauer Kardinal Bertram kam diesen Wünschen nach und entsandte zum 8. Januar 1929 den 33-jährigen Pfarrer Alfons Maria Wachsmann nach Greifswald. Er war nach seiner Priesterweihe 1921 zunächst Kaplan in Görlitz und dann in Berlin-Prenzlauer Berg. Hier knüpfte er u.a. Kontakte zu Carl Sonnenschein und dem Theologen Romano Guardini.
Zudem wuchs er in Berlin in die Studentenseelsorge hinein. Drei Hauptaufgaben machte sich der junge Pfarrer für Greifswald zu Eigen: Zum einen wollte er die katholische Gemeinde aus ihrer Isolierung führen. Zum anderen sollte die Diasporagemeinde durch religiöse Vertiefung gestärkt werden. Drittens war ihm auch die ausreichende Betreuung der Studenten ein Anliegen.
Schon im Mai 1929 führte er deshalb für die Studenten einen Mittagstisch in den Räumen des Waisenhauses ein. Im November ließ er zudem zehn freie Zimmer im Waisenhaus als Wohnräume für Studentinnen einrichten. Die Verbindungen zu Romano Guardini führten ab 1930 zu Vorträgen des Theologen innerhalb der Greifswalder Gemeinde. Später waren diese den regierenden Nationalsozialisten ein Dorn im Auge, denn sie waren häufig besser besucht, als zeitgleich stattfindende NSDAP-Veranstaltungen.
Ab 1931 hielt Pfarrer Alfons Maria Wachsmann im Saal des Waisenhauses auch religiöse Schulungsabende. Im Juli 1931 veröffentlichte die Predigerzeitschrift „Chrysologus“ die Einführungspredigt Wachsmanns. Insgesamt 27 seiner Ansprachen wurden bis 1943 abgedruckt. Er galt als belesen und sorgfältig bei der Vorbereitung seiner Predigten. Zudem war es ihm wichtig, dass sowohl Professoren und Studenten als auch einfache Menschen persönlich angesprochen wurden. Pfarrer Wachsmann galt so als angesehener Prediger und hielt bis 1938 Vortragsreisen in ganz Deutschland.
Am 1. März 1935 promovierte er zum Dr. phil. An der Greifswalder Universität. Durch die Promotion kam er auch mit nichtkatholischen Universitätsangehörigen in Kontakt. Auch zu den evangelischen Christen Greifswalds hatte er ein gutes Verhältnis. Schon seit 1933 machte der Pfarrer keinen Hehl über seine Abneigung gegen das NS-Regime und den erneuten Krieg. Wohl durch seine Erfahrungen als Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg war er schon seit 1919 Mitglied im Friedensbund Deutscher Katholiken und galt als Pazifist.
Nach der Machtergreifung der NSDAP hörte Pfarrer Wachsmann weiterhin englische Radiosender (besonders BBC) und das auch bei geöffnetem Fenster. 1938 wurde Pfarrer Alfons Maria Wachsmann der Pass für eine Reise nach Budapest zum Eucharastischen Kongress verweigert. Seit längerem wurde er bespitzelt. Seine Predigten, die immer unpolitisch waren, und sein Telefon wurden überwacht. Trotzdem sah er weiterhin im Nationalsozialismus ein Folterwerkzeug der Unfreiheit. Diese Ansichten versuchte er auch immer an seine Studenten bei den regelmäßigen Treffen am Mittwochabend weiter zu geben. Regelmäßig fuhr er nach Zinnowitz zum St. Otto-Heim auf die Insel Usedom. Hier hatte er wohl auch Kontakte zu Prälat Dr. Carl Lambert, Johannes ter Morsche, Gerardus Pellkmann, Tadeus Siekerskie, Luise Feike und Pfarrer Vincenz Plonka, die am 4. Februar 1943 im Zuge des so genannten Fall Stettin von der Gestapo verhaftet wurden.
Auch Pfarrer Dr. Alfons Maria Wachsmann wurde am 23. Juni 1943 im Zinnowitzer St. Otto-Heim festgenommen und auf Grund von Wehrkraftzersetzung durch das Hören feindlicher Radiosender am 3. Dezember 1943 zu Tode verurteilt. Am 21. Februar 1944 starb der damals 48-jährige Priester im Zuchthaus Brandenburg-Görden an der Havel durch das Fallbeil.
(Der Artikel über Pfarrer Wachsmann stammt von der Kath. Propsteigemeinde St. Joseph Greifswald)
Infektionskrankenhaus 1945 – 1947
Den Krieg überstand das Haus ohne Schäden. Als nach Kriegsende die kranken Soldaten abtransportiert wurden, blieben eine Ärztin und einige Krankenschwestern im St. Ottoheim. Daher suchten viele zivile Patienten das Haus auf, unter ihnen auch solche, die an Typhus und Ruhr erkrankt waren. So wurde das St. Ottoheim zum Infektionskrankenhaus. Es war dafür gut geeignet, da die für die Kindererholung auf dem Gelände errichteten Holzbaracken die Möglichkeit boten, Patienten mit ansteckenden Krankheiten voneinander zu isolieren. Aus Furcht vor Ansteckung mieden die sowjetischen Soldaten das Gelände, sodass hier niemand belästigt wurde.
Kindererholung seit 1947
Bis März 1947 wurden die Patienten entlassen, und das St. Ottoheim in der Dr. Wachsmann - Strasse 29 wurde wieder Kindererholungsheim. Mitte April 1947 kamen die ersten tuberkulosegefährdeten Kinder, die es damals auf Grund der Unterernährung in großer Zahl gab. 1949 verfügte das Heim über 400 Plätze, und 31 Schwestern waren hier tätig
Politischer Druck
1950 war der Fortbestand des Kindererholungsheimes gefährdet, da die Behörden der DDR die Gebäude wieder als Krankenhaus nutzen wollten. Im März und Mai 1950 versetzten mehrfache Besichtigungen das Heim in große Unruhe. Die Verhandlungen wurden in Berlin geführt und standen lange Zeit schlecht für das Heim. Erst am 15. September 1950 kam die Nachricht, dass das Haus den Schwestern erhalten blieb.
1952 wurde das St. Ottoheim mehrfach von Besichtigungen durch die Referate Jugenderziehung und Jugendhilfe überrascht. Man wollte Heime in Sanatorien umwandeln, um gegen die Tuberkulose vorgehen zu können. Das St. Ottoheim wurde anerkannt als “Kinderheim mit ärztlicher Zielsetzung“.
Ab 01.April 1953 wollte das Gesundheitsamt das Haus allerdings nicht mehr mit tuberkulosegefährdeten Kindern belegen, da es die Erziehung der katholischen Ordensschwestern negativ bewertete. Zur damaligen Zeit ging die Regierung der DDR grundsätzlich gegen kirchliche Heime vor, um den Einfluß der Kirche in der Kinder- und Jugenderziehung zu verringern. Von Ordensschwestern geführte Kinderheime mussten schließen oder durften nur noch geistig behinderte Kinder aufnehmen, die ideologisch weniger beeinflussbar waren. Nach schwierigen Verhandlungen konnte das St. Ottoheim jedoch weiter bestehen.
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Dabei hatte es auch die Unterstützung von Otto Nuschke, den Vorsitzenden der Ost – CDU und stellvertretenden Ministerpräsidenten der DDR.Er bestätigte dem St. Ottoheim am 27. Mai 1953 in einer schriftlichen Bescheinigung, dass es vom Ministerium für Volksbildung als Heim zur Erziehung von Kindern und Jugendlichen registriert sei. Die Heimleitung und die Erzieher hätten die Verpflichtung übernommen, „die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu aktiven Erbauern eines geeinten, demokratischen und friedlichen Deutschlands zu erziehen.“ Es beständen daher „keine Bedenken gegen die weitere Belegung dieses kirchlichen Heimes. Ich bitte die reibungslose Durchführung im Interesse der Kinder zu gewährleisten.“
Dies nützte dem Heim jedoch wenig. 1953 wurde ein Teil der Insel Usedom zur „Schutzzone „ erklärt, und die Bewohner mußten sie verlassen. Auch das St. Ottoheim sollte geräumt werden. Die Polizei kündigte an, am 09. Juni 1953 die Kinder aus dem St. Ottoheim abzuholen, wenn nicht eine übergeordnete Dienststelle in Berlin die Erlaubnis erteilte, dass sie in der Schutzzone bleiben durften. Zu diesem Zeitpunkt war ein größerer Ferientransport mit Bussen unterwegs nach Zinnowitz; er wurde in Wolgast angehalten. Am Morgen des 09. Juni schickte der Berliner Bischof Willhelm Westkamm ein Telegramm an das Staatssekretariat für Innere Angelegenheiten und bat um Schutz gegen die Maßnahmen der Polizei. Daraufhin wurde die Weisung erteilt, das Kinderheim nicht zu räumen, und der aufgehaltene Kindertransport durfte nach Zinnowitz weiterfahren. Die bereits im Wald lagernde Polizeieinheit erhielt den Einsatzbefehl gegen das St. Ottoheim nicht.
Ende der 50er-Jahre zeigten die Behörden gegenüber dem St. Ottoheim eher Wohlwollen. Bei den obligatorischen Prüfungen des Heimes gab es keine Beanstandungen. Man versuchte, die Schwestern für eine Kindererziehung im Sinne der DDR zu gewinnen. Am 05. August 1958 erschienen drei Herren vom Rat des Bezirks Rostock zu einer Besichtigung des Heimes. Sie lobten die Sauberkeit und sprachen mit der Oberin über die von ihnen gewünschte sozialistische Erziehung der Kinder. Am 02. Dezember 1958 kamen die Leiter der benachbarten Kinderheime und ein Herr vom Rat des Kreises, um sich über die Beschäftigung der Kinder im St. Ottoheim zu informieren. Es kam wieder eine Aussprache über Erziehungsfragen.
1958 schickte die staatliche Sozialversicherung aus weltanschaulichen Gründen keine Kinder mehr ins St. Ottoheim. Die Caritasverbände in der DDR bemühten sich unter großen finanziellen Opfern, das Haus ständig mit mindestens 120 Kindern zu belegen, um es kirchlichen und caritativen Zwecken zu erhalten.
Zentrum für Kinderarbeit
Seit 1960 wurde das St. Ottoheim zu einem Zentrum für kirchliche Kinder- und Jugendarbeit in der DDR ausgebaut. Dies ging auf die Initiative von Weihbischof Alfred Bengsch zurück, der 1961 Bischof von Berlin wurde. Im Sommer 1960 begann der Diözesanjugendseelsorger Peter Riedel mit Theologiestudenten aus Erfurt, in Zinnowitz sogenannte Sonderkurse für Kinder der siebten und achten Klasse abzuhalten. Die Kinder sollten im Glauben wachsen und für künftige Helferaufgaben in der Jugendarbeit geschult werden. Im Vordergrund stand das Erlebnis der Gemeinschaft, das für die Kinder aus den Diasporagemeinden von großer Bedeutung war. Die ersten beiden Kurse endeten mit der Firmung oder Firmerneuerung der Teilnehmer. Jungen, die noch keine Messdiener waren, wurden ausgebildet und feierlich als Ministranten aufgenommen. Seitdem fanden diese Kurse jährlich statt.
Trotz des Versammlungsverbotes für kirchliche Kinder- und Jugendgruppen außerhalb der Gottesdiensträume wurde das St. Ottoheim zu einem Zentrum der religiösen Weiterbildung, wo jährlich etwa 3.000 Kinder und Jugendliche einen Teil ihrer Ferien verbrachten.
Auch die Versuche der „IG Wismut“, das St. Ottoheim für sich zu gewinnen, blieben erfolglos. Diese Industriegewerkschaft war in der DDR ein mächtiger Verband, der für seine Arbeiter, denen der Umgang mit dem chemischen Element Wismut die Gesundheit raubte, zahlreiche Privilegien durchsetzen konnte. 1961 wurde Zinnowitz zum „Seebad der Werktätigen“ erklärt, und die IG-Wismut beanspruchte die Kur- und Erholungsheime der Gemeinde sowie den noch verbliebenen Privatbesitz für ihre Zwecke. Das St. Ottoheim mußte wieder einige Besichtigungen über sich ergehen lassen. Da es der Kirche gehörte und überdies seine Räume zu groß waren, konnte es weiterarbeiten.{dt_head}weiterlesen{dt_details}
Aspirantur
Am 01. Oktober 1955 wurde im St.Ottoheim eine Aspirantur eröffnet, die junge Mädchen auf Berufe im Kirchlichen Dienst vorbereitete. Sie wurden von einer Marienschwester betreut. Der Staat teilte dem Heim eine Gruppe von 15 Mädchen für eine zweijährige hauswirtschaftliche Ausbildung zu. Der Caritas förderte die Aspirantur sehr, um auf diese Weise Kräfte zu gewinnen. Die Aspirantur spezialisierte sich seit Anfang der 70er Jahre auf das erste Jahr einer Kindergärtnerinnenausbildung, die im Kindergärtnerinnenseminar in Michendorf bei Berlin absolviert wurde. Im August 1989 wurde die Aspirantur aufgelöst.
Trägerschaft des Bistums
Am 03. Juni 1964 vernichtete durch Schweißarbeiten ausgelöster Brand einige Holzbaracken in Zinnowitz. Es kam niemand zu Schaden, aber noch am gleichen Tag mussten 55 Ferienkinder nach Hause geschickt werden, da man sie nicht mehr unterbringen konnte. Wegen der Bedeutung des St. Ottoheimes für die Jugendarbeit wünschte Erzbischof Bengsch einen sofortigen Wiederaufbau. Dank vieler freiwilliger Helfer aus der ganzen DDR war der Brandschutt größtenteils bis zum Beginn der Sommerkuren beseitigt. Man hatte sogar behelfsmäßige Tagesräume schaffen können.
Die Niederlassung war nach dem Brand nicht mehr in der Lage, die finanziellen Schwierigkeiten zu meistern. Ohne die Hilfe des Caritasverbandes hätte das Heim auch in den Jahren zuvor nicht bestehen können. Die Generaloberin entschloß sich daher, den ganzen Komplex an das Bistum Berlin zu verpachten. In dessen Trägerschaft konnte das Haus politischem Druck eher standhalten und seine Aufgabe als Zentrum für kirchliche Jugendarbeit besser erfüllen. Ab 01. April 1965 pachtete das Bistum das St. Ottoheim auf 15 Jahre von der Kongregation. Die Schwestern arbeiteten darin mit einem Gestellungsvertrag weiter.
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Mit der Übertragung des Heimes an das Bistum waren große Ausbaupläne verbunden. Die staatlichen Baubehörden in Wolgast und Rostock zeigten Wohlwollen und Entgegenkommen. Seit dem wurde in Zinnowitz ununterbrochen gebaut.
Seit 1965 leitete ein Priester als Rektor die Einrichtung. Die Rektoren waren Gerhard Lange (1965 – 1970) , Reinhard Wramba (1970 – 1973), Günther Lingnau(1973 – 1977), Franz Rühr (1977-1982), Horst Freyer (1982 – 1997), Herbert Löffelmeyer(1997 – 2003), Andreas Sommer (2003 - 2012) und Olaf Polossek (seit 2012 - 2017). Seit September 2018 begleitet mit Markus Constantin erstmals ein Laie das Amt des Rektors.
Der Berliner Bischof Alfred Kardinal Bengsch war dem Haus eng verbunden. Er verbrachte jeden Sommer seinen Urlaub in Zinnowitz und feierte hier seinen Namenstag.
Noviziat
Für die Brandenburgische Provinz erhielt Zinnowitz besondere Bedeutung als Sitz des Noviziates.
1959 richtete die Provinz ein eigenes Noviziat für die DDR und Ost- Berlin in Zinnowitz ein, wo Ende Oktober 1959 die ersten sieben Novizinnen eintrafen. Als der Brand am 03.Juni1964 mehrere Holzbaracken vernichtete, fehlte es an Platz für die Aufnahme der Kinder und Jugendlichen. Das Noviziat wurde daher am 15. Juni 1964 in das Berliner Provinzhaus am Michaelkirchplatz verlegt. Erst am 01. Mai 1984 kehrte es nach Zinnowitz zurück, da die Leiterin der Aspirantur im St. Ottoheim gleichzeitig das Amt der Novizenmeisterin ausübte.
Schwestern und weltliche Mitarbeiter
1966 waren 29 Schwestern im St. Ottoheim. Bis Oktober 1985 sank ihre Zahl auf 15. Der landwirtschaftliche Betrieb wurde im November 1971 aufgegeben.
Durch den Schwesternmangel in der Kongregation waren auch in Zinnowitz immer weniger einsatzfähige Schwestern, und das Haus arbeitete mit weltlichem Personal. Ohnehin war es immer üblich, das die Gruppen, die im St. Ottoheim Ferien machten, ihre eigenen Betreuerinnen und Betreuer mitbrachten. Bis zur Wende arbeitete das Haus mit Kindergärtnerinnen aus dem Seminar in Michendorf und Erfurt, die nach ihrem Examen zum Anerkennungsjahr nach Zinnowitz geschickt wurden und oft zwei weitere Jahre blieben. Nach der Wende konnten die jungen Mädchen ihren Arbeitsplatz selbst wählen und gingen lieber in eine größere Stadt als auf eine entlegene Ostseeinsel. Das Haus stellte Kindergärtnerinnen aus der Umgebung ein, die jedoch alle keine Christen, sondern sozialistisch geprägt waren. Sie erklärten sich bereit, Im Sinne des Hauses zu arbeiten, wenn ihnen für spezielle religiöse Fragen eine christliche Mitarbeiterin zur Seite gestellt würde. Einige von ihnen gaben ihre Stelle bald wieder auf, mit den anderen machte das St. Ottoheim gute Erfahrungen.
Bei den Kommunalwahlen in der DDR am 06. Mai 1990 wurde der Verwaltungsleiter des St. Ottoheimes, Ewald John, zum Bürgermeister von Zinnowitz gewählt. Er trat sein Amt am 01. Juni 1990 an.
Kinderkurheim
Nach der Wende von 1989 wurde das St. Ottoheim renoviert und modernisiert. Man baute es zu einem staatlich anerkannten Kinderkurheim mit 200 Plätzen um, dessen Leistungen die Krankenkassen finanzierten. Es bot stationäre Vorsorgekuren für Kinder zwischen drei und 16 Jahren an, die unter Erkrankung der Atmungsorgane und der Haut litten. Daneben diente das Haus weiterhin der Erholung und der religionspädagogischen Arbeit als Begegnungsstätte für Kinder, Jugendliche und Familien. Es trug nun den Namen „Katholisches Kinderkurheim St. Otto“. 1993 fand die erste „Kind – Mutter – Kur“ statt, bei der die erkrankten Kleinkinder von ihren Müttern begleitet wurden.
Im März 1995 waren sechs Schwestern im Konvent, von denen fünf in verschiedenen Bereichen des St. Ottoheimes mitarbeiteten: in der Verwaltung, in der Küche, als Kinderschwester und Krankenschwester sowie in der Kapelle und Schneiderei. Insgesamt hatte das Heim über 20 Mitarbeiter.
Am 22. August 1995 wurde das St. Ottoheim an das Erzbistum Berlin verkauft. Die Schwestern waren weiter mit einem Gestellungsvertrag tätig.
Hausoberinnen
Raphaela Feike | 10.01.1916 - 1924 |
Alkantara Silberbach | 1924 - |
Fidelis Zimmermann | um 1932 |
Alkantera Silberbach | um1935 - 08.02.1940 |
Cäciliana Olschewsky | 1940 - 1946 |
Nicolaia Pannek | 19.05.1946 - 22.01.1947 |
Fabiola Schubert | 22.01.1947 - 12.05.1953 |
Gisela Brieske | 22.05.1953 - 14.01.1958 |
Henrica Hansel | 20.01 1958 - 11.04.1962 |
Lutberga Pohl | 11.04. 1962 - 05.06.1964 |
Bonosia Koslowski | 05.06.1964 - 03.02.1967 |
Gunthildis Stephan | 03.02.1967 - 26.05.1976 |
Perpetua Müller | 26.05.1976 - 09.10.1988 |
Radegundis Bazckowski | 09.10. 1988 - 09.10.2000 |
Cordula Klafki | 09.10. 2000 - 31.10 2003 |
Radegundis Bazckowski | 01.11.2003 - Januar 2005 |