Kurtaxe / Bildungsreisen

Liebe Gäste, seit Mai 2017 ist nach vielen Jahren durch die Gemeinde Zinnowitz eine neue Kurtaxensatzung in Kraft gesetzt worden.

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Preise

Der Preis für eine Übernachtung in St. Otto setzt sich aus drei Teilen zusammen: aus dem Zimmerpreis, aus den Tagessätzen (Servicepaket), aus eventuellen Zusatzleistungen.

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familie

Bienenksten 2

 St. Otto, März 2023

„Mit dem Wind“...

… beginnt im März so langsam wieder die Zeit des morgendlichen Durchblicks. Für mich als Radfahrer, wie auch für die Rehe, die in den dunklen Monaten des Jahres immer mal wieder unvermittelt vor meinem Rad auftauchen. Wildunfall mit dem Rad ist quatsch? Nee, nee! Den Hund zwischen den Speichen oder an der Hacke kennt fast jeder, der regelmäßig mit dem Rad unterwegs ist. Aber auch die lieben Rehlein warten in der Dunkelheit nicht unbedingt geduldig am Wegesrand, bis ein schlecht ausgeleuchtetes Zweirad an ihnen vorbeigerauscht ist. Und während beim Duell Auto gegen Reh die Sache für das Reh meist deutlich schlechter als für das Fahrzeug endet, treffen bei der Begegnung von Reh und Rad zwei durchaus gleichstarke Kontrahenten aufeinander. Ausgang des Duells? Ungewiss!

Aber jetzt wollen wir in diesem wunderbaren Vorfrühling mal nicht an die dunklen Wintermonate und deren mögliche Gefahren denken. Die Rehe sind wieder sicher – zumindest vor mir und meinem Rad – und meine allmorgendlichen Begleiter auf dem Weg zur Arbeit.

Neulich graste friedlich ein ansehnlicher Sprung Rehe nur wenige Meter neben meinem Radweg auf dem freien Feld. Mit dem Frieden war es natürlich vorbei, als ich mich mit meinem klapprigen Drahtesel näherte. Die Rehe machten sich eilends vom Acker. Alle, bis auf eines. Das graste seelenruhig weiter, während die anderen Rehe in gebührender Entfernung verharrten und die Szenerie beobachteten: Hier der tiefenentspannte Kollege, der sich nicht bei der Nahrungsaufnahme stören ließ, und dort die heranbrausende Gefahr auf zwei Rädern. Man sah den Tieren die Irritation förmlich an.

Und auch ich begann zu überlegen: War dieses einzelne Reh einfach taub und blind, sodass es weder die Gefahr noch die flüchtenden Kollegen registrierte? Oder war sein Hunger größer, als die Angst? Litt es eventuell an galoppierender Selbstüberschätzung, war es besonders mutig, oder einfach ein notorischer Querdenker und Ignorant? Ja, oder handelte es sich hier vielleicht um ein besonders schlaues Reh, quasi einen „Reh-Einstein“ oder ein „Marie Curie-Reh“, das selbstverständlich wusste, dass ich auf meinem Rad keine Gefahr darstellte?

Eine Antwort auf all diese Fragen? Die muss ich Ihnen schuldig bleiben. Das Reh hat nämlich nur gefressen, nicht geredet. Ein sprechendes Reh wäre dann wahrscheinlich ein noch größeres Mysterium gewesen – für mich, aber bestimmt auch für seine Kollegen. Vielleicht hätte es mir ja gern erzählt, warum es stehengeblieben war. Aber mit vollem Mund …

Gibt es sie nicht auch, in Ihrem Sprung, in Ihrer Herde, in ihrem Bekanntenkreis - diese eigenwilligen Rehe? Sicher finden sich da so einige! Und manchmal nerven die ganz gewaltig, mit ihren Extratouren, ihrem unkonventionellen Verhalten, ihren absurden Aktionen und Reaktionen. Und trotzdem wäre das Leben, ganz ohne solche Exoten, in vieler Hinsicht langweiliger, farb- und freudloser.

Ja und die ein oder andere Erfindung, Entdeckung oder geniale Idee verdankt ihnen die Menschheit auch, diesen Spinnern und Sonderlingen, die oft im Umgang so richtig anstrengend sind, die sich nicht anpassen wollen, die immer und stets gegen den Strom schwimmen.

Jesus war im Übrigen auch einer von diesen Spinnern. Ein richtiger Oberspinner, wenn man die meisten seiner Zeitgenossen gefragt hätte. Da waren sich Juden und Römer tatsächlich mal ziemlich einig. Und gleichzeitig ist dieser Jesus ein ausgesprochen repräsentatives Beispiel dafür, dass die Anerkennung von genialen Sonderlingen und deren Leistung oft erst posthum erfolgt.

Mich irritiert immer wieder, dass gerade unsere Kirche, deren Existenz auf einer so eigenwilligen Figur wie Jesus Christus fußt, auch nach Jahrhunderten so wenig Verständnis für kreative Köpfe in und außerhalb der eigenen Reihen hatte und hat. Leonardo Da Vinci, Giordano Bruno, Galileo Galilei oder auch Charles Darwin – die Reihe ließe sich endlos fortsetzen – waren vielleicht keine angenehmen Zeitgenossen, Exoten und bestimmt nicht angepasst. Aber wo stünden wir heute ohne ihre Gedankenexperimente und Entdeckungen?

Vielleicht sollten wir die Fastenzeit in diesem Jahr einmal dazu nutzen, etwas sparsamer mit unseren Vorverurteilungen zu sein. Nicht gleich alles, was uns auf den ersten Blick sonderbar oder obskur erscheint, mit Stumpf und Stiel ausrotten oder zumindest in eine Schublade, ganz weit unten im Schreibtisch stopfen zu wollen.

Zwar ist nicht jeder Spinner, der uns begegnet, genial. Einzelne sind auf den zweiten Blick sogar richtig gefährlich. Aber wir – ich zitiere hier mal meine Oma – müssen die ja auch nicht gleich heiraten! Und für all diejenigen, denen genau das passiert ist: Sie lieben doch ihren Spinner oder ihre Spinnerin! Da bin ich mir sicher!

Herzlichst
Ihr
Markus Constantin
Rekto
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St. Otto, Februar 2023

 „Mit dem Wind“...

… gehen die Lichter aus! Kurz nach Weihnachten beginnt alljährlich das kollektive „Lichtersterben“. Den Anfang macht – wahrscheinlich nicht ganz freiwillig – der Weihnachtsbaum, der noch vor Silvester „entschmückt“ wird, um Platz für die Jahresabschlussparty zu schaffen. Weiter geht es dann meist in der zweiten Januarwoche. Nachdem die Stadtbediensteten die Wege und Plätze von den Überresten der Silvesterfeierlichkeiten befreit haben, nehmen sie sich die Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen und an öffentlichen Gebäuden vor. Die wird fein säuberlich abgebaut und bis zum nächsten Jahr warm und trocken im Depot eingelagert.

Auch in vielen Kirchen werden Weihnachtsbaum und Krippe schon kurz nach der Ankunft der Heiligen drei Könige am 6. Januar demontiert. Den gekrönten Häuptern bleibt oft nicht einmal die Zeit, ihre Geschenke auszupacken, bevor sie – wenig königlich – wieder für ein Jahr im Karton versenkt werden. Vergessen ist vielerorts der Brauch, die Krippe erst nach Maria Lichtmess am 2. Februar abzubauen und so den drei Weisen aus dem Morgenland nach ihrer langen Reise hin zur Krippe eine kleine Weile der Erholung und Kontemplation zu gönnen.

Aber nicht nur in den Kirchen und im öffentlichen Raum, geht die Umstellung von Weihnachten auf Alltag recht fix. Wenn ich im Januar auf meinem Rad durch die noch morgendunklen Straßen radle, dann kann ich gut mitverfolgen, wie nach und nach die Lichter der Weihnachtsbeleuchtungen verlöschen. Ein erster großer Schwung verschwindet bereits vor dem 1. Januar. Das betrifft vor allem die besonders aufwändig geschmückten „Weihnachtshäuser“, die mit blinkenden Rentierschlitten, schornsteinerklimmenden Weihnachtsmännern und tausenden von Lichterketten bestimmt auch jede Menge Strom verschlingen.

Als nächstes trifft es die Herrnhuter Sterne über den Hauseingängen, bevor es dann den Weihnachtsbaumbeleuchtungen, die den ein oder anderen Tannenbaum im Vorgarten schmücken, an die elektrischen Kerzen geht. Ja, und ganz zum Schluss verlöschen schließlich auch die kleinen Lichterketten oder Schwibbögen aus dem Erzgebirge auf den Fensterbänken der Wohnungen und Häuser. Dann ist er wohl endgültig vorbei, der Lichterglanz der Advents- und Weihnachtszeit.

Irgendwann reicht‘s ja auch mal, werden Sie sagen. Alles hat seine Zeit! Schließlich beginnt im Februar schon die Fastenzeit und dann dauert es nur noch sieben Wochen, bis der Osterhase durch den Vorgarten hoppelt. Der wäre wahrscheinlich ziemlich erstaunt, wenn er dort noch auf Rudolph mit seiner roten Blink-Nase treffen würde.

Aber mal ehrlich: Solange es morgens noch nicht hell, oder abends so früh dunkel ist finde ich es eigentlich schön, wenn mir der ein oder anderen Lichterbogen aus dem Fenster entgegenstrahlt. Auch der Februar verträgt doch eine Zusatzbeleuchtung, die das natürliche Grau dieses Monats ein wenig aufhellt!

In Skandinavien, wo das Winterdunkel sich noch viel länger hält als bei uns, werden die Weihnachtslichter oft erst zu Ostern abgebaut. Hauptsache ein Licht, das die Dunkelheit durchbricht! Nun gut, mag sein, dass das Abbauen der Weihnachtsbeleuchtung im Außenbereich bei Temperaturen im zweistelligen Minusbereich und absoluter Dunkelheit aufgrund der extrem kurzen skandinavischen Wintertage auch keine Freude bereitet. Aus diesem Grund ist es dort in manchen Gegenden gar nicht unüblich, die Beleuchtung einfach das ganze Jahr am Baum zu belassen. Seine Nadeln trägt der ja auch ganzjährig, und unbeleuchtet fällt die Lichterkette im dichten Tannengrün doch gar nicht auf. Ein Trend übrigens, denn ich zunehmend auch in unseren Gefilden beobachte. Sie glauben mir nicht? Denken, dass im „ordentlichen Deutschland“ so eine Schlamperei nicht vorkommen kann? Schauen Sie einfach mal genau hin. Ich verspreche Ihnen: Sie werden fündig!

Aber ist das wirklich Faulheit? Ich würde es lieber Pragmatismus nennen: Nicht mehr die alljährlich Suche nach der Beleuchtung, der Zeitschaltuhr oder der Verlängerungsschnur. Keine halb erfrorenen Finger verrenkten Gliedmaße und abgeknickten Äste beim Anbringen und der Demontage. Ja und auch kein Zank darüber, dass oder ob die Beleuchtung im letzten Jahr nicht viel besser ausgesehen hat. Einfach Stecker rein und fertig! Da bleibt doch auch viel mehr Zeit für all die wichtigen anderen Vorbereitungen in der Vorweihnachtszeit!

Und wenn die Weihnachtssehnsucht an einem nassgrauen Novemberabend allzu groß wird, wenn ein Tag, vielleicht auch mitten im Hochsommer, mal so richtig mies gelaufen ist – dann einfach schnell mal den Stecker rein, den Baum zum Leuchten bringen und einen Glanzbooster, einen Hoffnungsschimmer, einen Stimmungsaufheller tanken.

Wenn ich die Weihnachtsbotschaft richtig verstanden habe, dann ist die auch nicht auf 3 Tage im Dezember, eine Woche oder einen Monat im Jahr beschränkt. „Es ist euch der Heiland geboren, Christus der Herr!“ Daran kann man sich gern auch den Rest des Jahres erinnern. Und wenn man dazu eine Weihnachtsbaumbeleuchtung im Garten braucht: Warum nicht? Erlaubt ist, was glücklich macht und hilft.

Zum Schluss mal ausnahmsweise aus dem Nähkästchen geplaudert: Es gab für mich in meiner Jugend nichts Schöneres, als in den Sommerferien bei meiner Oma, die restlichen Weihnachtsplätzchen zu verspeisen, die dort regelmäßig in einer großen Blechkiste auf mich warteten. Sooo lecker! Und ein bisschen Weihnachtsglanz, ein wenig Zimtgeruch, ein Hauch von Weihnachtsfreude tut manchmal einfach gut! Auch mitten im Hochsommer.

Herzlichst
Ihr
Markus Constantin
Rekto
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St. Otto, Januar 2023

 „Mit dem Wind“...

… habe ich heute, wie fast jeden Morgen in den vergangenen Wochen, das letzte Blatt an der alten Eiche, am Ortseingang von Bannemin ins Visier genommen. Das hängt an einem dünnen Ast und trotzt seit Monaten dem alljährlichen Laubabwurf „seines“ Baumes. Die Laubträger rund herum - egal ob Birke, Kastanie oder Buche - kommen schon seit den frühen Novembertagen kahl und blattlos daher. Die alte Eiche aber hat lange um ihre letzten Blätter gekämpft, den Herbstwinden getrotzt und musste schließlich doch einsehen, dass gegen die Sturmgewalten kein Kraut oder Blatt gewachsen ist. Also fast keines. Denn das besagte Exemplar hängt auch heute, am dritten Tag des neuen Jahres, noch eisern und unverzagt in der Krone des Baumes.

Irgendwie erinnert mich die Beharrlichkeit dieses Winzlings im Geäst der Eiche an das kleine gallische Dorf, dessen Eroberung den Römern einfach nicht gelingen wollte. Vielleicht, so eine meiner Hypothesen, wird es von der Eiche klammheimlich mit Zaubertrank versorgt? Vielleicht ist es aber auch so unscheinbar, dass der Wind sich lieber um imposantere Projekte, wie das Abdecken von Dächern, das Umknicken von Bäumen oder zumindest das Umreißen schlecht befestigter Baustellenabsperrungen kümmert. Warum sich an einem einsamen, kleinen Blatt abarbeiten, wenn größere, eindrucksvollere Aufgaben locken?

So kurz nach Silvester kommt mir auf meinem weiteren Weg ein Gedanke: Geht es uns mit all den guten Vorsätzen zum Jahresbeginn nicht ähnlich, wie unseren Laubbäumen mit ihren Blättern im Herbst? Stolz tragen wir sie vor uns her, wie der Baum sein prächtiges Blätterkleid im Sommer. Sie bieten Raum für neue Ideen, sind Startrampe für Pläne und hochfliegende Gedanken. Die Sektlaune der Silvesterfeier trägt dazu bei, immer neue, noch großartigere Ideen zu entwickeln und diese mit Böllerknall und Feuerwerk zu besiegeln.

Doch oft verlieren diese guten Vorsätze ihren Silvesterglanz viel schneller als geplant, beginnen zu welken und fallen – mal völlig unbemerkt, ein andermal mit schlechtem Gewissen – aus der Krone des Silvester-Mammutbaumes hinab in die Pfütze des Alltäglichen. Was bleibt, von all den guten Plänen, heroischen Vorsätzen und Zielen aus der Neujahrsnacht, ist nicht selten weniger als nichts.

Im Prinzip ist das auch nicht schlimm. Denn würden wir tatsächlich alle unsere guten Vorsätze binnen Jahresfrist umsetzen – was bliebe dann noch übrig für die nächste Silvesterfeier?

Aber so ein guter Vorsatz, der bleibt, der sich festklammert, der durchhält, der allen Stürmen und Verlockungen des Alltags trotzt: Das wäre doch ein Erfolg! Und hier kommt wieder das kleine Blatt ins Spiel. Im Sommer noch war es eines von unzähligen, versteckt in Dickicht der Baumkrone. Im Herbst, als die anderen Blätter erst einzeln und dann in großen, ungeordneten Haufen vom Baum fielen, da gehörte es einer kleinen Widerstandsgruppe an. Und seit dem letzten Wintersturm hält es allein aber eisern die Fahne hoch bzw. die Blattspitze in den Wind. Ich bin mir sicher, dass es durchhält. Bis zum Frühjahr, wenn neues, frisches Grün den Baum aus seiner tristen Zeit als blattloses Gerippe erlöst. Dann kann es beruhigt loslassen, mit einer lauen Frühlingsbrise sanft in Richtung Boden segeln und sich dort, von der warmen Frühlingssonne auf die strapazierte Haltemuskulatur massieren lassen.

Mit dem Durchhalten ist das so eine Sache. Es erfordert Kraft und Zuversicht, Ausdauer und einen festen Willen. Ja und manchmal auch Unterstützung, wenn die eigene Kraft nicht reicht, oder Zweifel auftauchen. Und schließlich ist da auch immer ein Quäntchen Glück dabei, damit scheinbar Unvorstellbares tatsächlich gelingt. Wenn wir uns auf das Wesentlich konzentrieren, uns nicht verzetteln oder uns zu viel abverlangen, dann schaffen wir oft mehr, als andere, ja als wir selbst uns zutrauen.

Wer möchte schon ein Blatt im Wind sein? Normalerweise. Aber dieses besondere Blatt, das ist für mich in diesem Jahr der Halt, wenn mein guter Vorsatz in schweres Wetter gerät, wenn Alltag, Inkonsequenz und nachlassendes Bemühen wie Winterstürme an ihm rütteln. Das Blatt und ich werden ihnen trotzen!

Herzlichst
Ihr
Markus Constantin
Rekto
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