Kurtaxe / Bildungsreisen

Liebe Gäste, seit Mai 2017 ist nach vielen Jahren durch die Gemeinde Zinnowitz eine neue Kurtaxensatzung in Kraft gesetzt worden.

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Preise

Der Preis für eine Übernachtung in St. Otto setzt sich aus drei Teilen zusammen: aus dem Zimmerpreis, aus den Tagessätzen (Servicepaket), aus eventuellen Zusatzleistungen.

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familie

St. Otto, April 2025

 „Mit dem Wind“...

… bin ich vor einigen Tagen mit einer Seniorengruppe unterwegs gewesen. Ein Spaziergang zwischen den Grünkohlfeldern am Achterwasser stand auf dem Programm. Als ich meine Verwunderung äußerte, dass dieses Wintergemüse auf Usedom offensichtlich im Frühjahr angebaut wird und als Erklärung dafür die Klimaveränderung – was sonst? – ins Spiel brachte, sah mich eine der älteren Damen irritiert an. „Das ist Raps, junger Mann! Haben Sie keine Augen im Kopf?“

Habe ich! Aber Raps ist doch ein strahlend gelbes Hochgewächs und kein kohlgrüner Bodendecker?! Die Bemerkung, die mir auf der Zunge lag, schluckte ich geflissentlich runter, als ich aus dem Augenwinkel das zustimmende Nicken weiterer Silberrücken wahrnahm. Anscheinend war es mit dem Raps wie mit dem hässlichen Entlein aus dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen. Erst unscheinbar und grau und dann ein wundschöner Schwan. Genau wie der Grünkohl-Raps.

Beim Weitergehen kam ich ins Grübeln. Man kennt ja doch den ein oder anderen Menschen, der – ähnlich wie der Raps – nicht auf den ersten Blick glänzt, der seine Qualitäten erst nach und nach zeigt. Der, wie die Blütenblätter der Frühblüher in unserem Beet, die sich erst öffnen, wenn die wärmenden Sonnenstrahlen intensiver werden, ein wenig länger braucht, um sich mit einem neuen Umfeld zu arrangieren, bevor er so richtig aufblüht.

Geben wir solchen Menschen eigentlich genug Zeit? In vielen Bereichen unserer oberflächlichen, auf kurzfristige Erfolge ausgerichteten Gesellschaft wohl eher nicht. Nachhaltigkeit und langfristiges, zukunftsorientiertes Denken können oder wollen wir uns weder in der Personal- noch in der Projektentwicklung leisten. Nur der schnelle Erfolg zählt, und dazu muss oft der erste Eindruck reichen. Dabei wissen wir nur zu gut, dass wir damit oft sowas von falsch liegen. Nehmen wir einfach ein weiteres Beispiel aus der Natur. Ein Fliegenpilz: Auf den ersten Blick wunderschön. Ein richtiger Blender. Und auf den ersten Biss? Absolut tödlich! Oder auch der supergünstige Pullover aus dem Billigkaufhaus: Modisch top, aber unter menschen- und umweltverachtenden Bedingungen produziert. Und nach vier Wäschen ist das Teil ausgeblichen, völlig außer Form und mit Löchern übersäht.

Mehr sein als Schein. Häufig reicht uns – mangels Zeit oder Interesse – der erste flüchtige Eindruck bei unseren Mitmenschen. Wie oft fallen wir darauf herein, was uns vordergründig präsentiert wird, weil wir nicht bereit sind, abzuwarten, nachzufragen oder unserem Bauchgefühl zu vertrauen. Wie gern lassen wir uns täuschen, obwohl wir es eigentlich besser wissen müssten. Gott, das wissen wir, beurteilt unser menschlichen Handeln nach ganz anderen Maßstäben. Er lässt sich nicht blenden, durch vorgeblich frommes Getue oder den schönen Schein. Stattdessen steht er für Wahrhaftigkeit, Tiefe, und Unendlichkeit.

Natürlich sind wir als Menschen weit von jedweder göttlichen Vollkommenheit entfernt. Aber die Wochen vor Ostern bieten eine hervorragende, jährlich wiederkehrende Gelegenheit zum Üben von Tugenden wie Geduld, Beharrlichkeit und Ausdauer. Und nach sieben langen Wochen Fastenzeit winkt dann mit dem Osterfest die Belohnung für diese Anstrengung. Lohnt sich doch! Oder nicht?

Übrigens: Grünkohl ist ausgesprochen gesund und eine köstliche Beilage zu vielerlei leckeren Gerichten in der kalten Jahreszeit. Aber im Mai, da erfreue ich mich dann doch an den maisgelben Rapsfeldern. Und sollte der Appetit auf Grünkohl gar zu groß werden, dann greife ich einfach zur Konserve.

Herzlichst
Ihr
Markus Constantin
Rektor


St. Otto, März 2025

 „Mit dem Wind“...

… wäre ich bei meiner Suche nach dem Glas mit Zimt in unserem Gewürzregal auch nicht erfolgreicher gewesen. „Steht ganz vorne“, meinte meine Frau, die bereits am Frühstückstisch saß, und ich machte mich auf die Suche. Das sollte doch nicht so schwer sein. Zimt ist braun, ein Glas in der Regel durchsichtig und “ganz vorne“ klang jetzt auch nicht nach einer unlösbaren Aufgabe. Allein: Nach gefühlten Minuten ergebnislosen Scannens der grob geschätzt 167 Gewürze in Gläsern, Tiegeln und Töpfchen kapitulierte ich. Wie so oft.

„Ich find‘ das Glas nicht, Schatz!“ Dieser Offenbarungseid der Hilflosigkeit war leider unvermeidlich. Wieder einmal. Wie so oft. Und natürlich folgte der bekannter Seufzer meiner Angetrauten, verbunden mit der Aufforderung, doch meine Augen aufzumachen. Im nächsten Augenblick stand sie neben mir, griff nach einem kleinen Glas mit braunem Inhalt, das in der vordersten Reihe stand und meinte dann trocken „Da steht er doch! Gleich neben dem Curry!“, bevor sie sich wieder setzte und den Milchschaum ihre Kaffee-Latte mit ein paar Krümeln Ceylon-Zimt garnierte.

Ich denke, Sie alle kennen solche oder ähnliche Situationen. Nicht? Dann sind Sie bestimmt weiblich und ledig. Wir Männer zumindest sind alle schon in frühester Jugend durch eine harte Schule gegangen. Oder etwa nicht, meine Herren? Die Frage „Wo ist?“, die nach einer kurzen Phase eifrigen, aber erfolglosen Suchens durch die Aussage „Find ich nicht!“ komplettiert wird, gehört quasi zur männlichen DNA. Die weibliche Antwort auf diesen Offenbarungseid der Inkompetenz? Ein tiefer Seufzer, ergänzt durch den freundlichen oder wahlweise auch genervten Hinweis auf unsere offensichtlich schwach ausgeprägten visuellen Fähigkeiten. Gern auch mal erweitert um eine deutliche Kritik à la „Du gibst dir einfach keine Mühe!“.

Aber woran liegt das eigentlich, dass ich minutenlang erfolglos nach etwas suche, dessen Ablageort mir genauestens beschrieben wurde? Nicht zugehört? Blind? Oder doch einfach zu wenig Mühe gegeben? Meine Frau würde alle drei Erklärungen sofort unterschreiben und durch ein kopfschüttelndes „Typisch Mann!“ ergänzen. Ich allerdings vermute einen ganz anderen Hintergrund, der – wie so oft – in der Evolution zu suchen ist. Wir Männer waren ja früher ständig auf der Jagd. Mammuts, Säbelzahntiger, Wale und so. In jedem Fall riesige Viecher. Die konnte man gar nicht übersehen. Die Frauen haben stattdessen klitzekleine Beeren gesammelt, Kräuter und Pilze gesucht oder nach mickrigen Wurzeln gegraben. Aus diesem Grund, so meine Theorie, müssen die Dinge für uns Männer einfach nur etwas größer sein, damit wir sie sehen. Ein Bierfass zum Beispiel hat eine ganz andere Dimension, als so ein mickriges Glas mit Zimt. Aber nach dem fragt uns ja niemand …

Vielleicht hat das Problem aber auch einen medizinisch-neurologischen Hintergrund. Unser Ohr hört, der Kopf nickt, aber unser Auge sucht nach etwas ganz anderem, weil das Gehirn gerade mit wichtigeren Arbeiten als dem Aufbau einer Ohr-Auge-Verbindung beschäftigt ist. Unsere, für die Weiterleitung des Impulses dringend benötigten Nervenbahnen sind belegt, überlastet oder gar blockiert. Dazu der Stress. Die Angst, den Auftrag nicht korrekt auszuführen. Mal wieder zu versagen. Ein wahrer Teufelskreis!

Manchmal verhält sich das im Austausch mit Gott übrigens ganz ähnlich. Der formuliert doch auch gern mal den ein oder anderen Auftrag. Allgemeine Lebensführung, Verhalten gegenüber Mitmenschen, Leben in der Gemeinschaft und so. Sie erinnern sich dunkel? Und obwohl wir ihm ganz genau zuhören und er sein Anliegen mehrfach wiederholt, ja sogar mit anschaulichen Gleichnissen zur besseren Verständlichkeit garniert, misslingt uns die Umsetzung.

Nun ist Gott sehr, sehr geduldig. Er weiß, dass wir Menschen manchmal etwas mehr Zeit benötigen, um zu begreifen, was er da in seinem göttlichen Willen von uns verlangt. Aus diesem Grund gibt es übrigens auch die Fastenzeit. Sieben Wochen sollten doch ausreichen, damit auch der Letzte von uns begreift, was Gott von ihm will. Oder was meinen Sie?

Sieben Wochen! Die sind meiner Frau, die im Umgang mit meiner Inkompetenz beim Thema “Suchen und Finden“ regelmäßig eine fast göttliche Geduld an den Tag legt, wahrscheinlich dann doch etwas zu lang. Ihr Kaffee-Latte wäre auch längst eiskalt. Ich muss also üben. Und was bietet sich da mehr an, als die alljährliche Suche nach Nestern und Ostereiern? Aber bis dahin erfreue ich mich an meinem – zugegeben überschaubaren – Wissenszuwachs: Das Glas mit Zimt steht gleich neben dem Kümmel. Oder war es doch der Thymian … ?

Herzlichst
Ihr
Markus Constantin
Rektor

St. Otto, Februar 2025

 „Mit dem Wind“...

… die Wahl gehabt und eine Entscheidung getroffen. Und diesmal ging es nicht um so alltägliche Fragen wie Kaffee oder Tee, Fahrrad oder Auto, grüne, braune oder doch lieber schwarze Socken? Es ging um eine wirklich wichtige Entscheidung. Wichtig? Was sag ich: Lebenswichtig!

Wie immer Ende Januar, sind die Insulaner fast unter sich. Nur an besonders schönen Tagen verirrt sich der ein oder andere Tagesgast an den Strand. Viele Restaurants und Hotels machen Betriebsferien und aus diesem Grund ist auch der „Betrieb“ auf den Straßen, Wegen und sogar am Strand sehr übersichtlich. Freiheit! – denkt sich da dann auch der ein oder andere Hundebesitzer und lässt seinen Vierbeiner an der richtig langen oder gleich ganz ohne Leine laufen. Im Prinzip ist das auch gar nicht verwerflich, und ich gönne den Kläffern das bisschen Freiheit von Herzen.

Letzte Woche allerdings – ich bin an einem wirklich herrlichen Sonntagnachmittag mit meinem Rennrad auf dem Neeberger Weg unterwegs gewesen –, war es schlagartig vorbei mit meiner Großzügigkeit. Nach einer Wegbiegung sah ich nur 50 Meter vor mir einen mir gut bekannten 80Kg-Vertreter der Spezies Canis lupus familiaris wie einen liegengebliebenen LKW in der Mitte des Weges thronen. Der Riesenköter lag bei unseren bisherigen Begegnungen meist regungslos hinter seinem Gartentor und glotzte desinteressiert hinter mir her, wenn ich auf meinem Rad vorbeihuschte. Auch in Freiheit schien der Koloss nicht vor Bewegungsdrang zu bersten. Trotzdem: Er stand nun mal mitten auf und damit eben auch im Weg. Die hektischen Bemühungen seiner Besitzerin, die voll ausgefahrene Schleppleine einzuholen, erinnerten in ihrer Vergeblichkeit an einen Angler, an dessen Leine ein Pottwal hängt. Zudem hatte „Wotan“ offenbar seine Hörgeräte ausgeschaltet oder zu Hause vergessen. Alles Rufen und Zerren half nichts. „Festgemauert in der Erden stand der Hund und starrt gebannt“, um mal einen unserer großen Dichter zu zitieren.

Ich bremste ab, rollte im Schneckentempo weiter und checkte dabei meine möglichen Handlungsoptionen:

  1. Absteigen und das Hindernis in einem weiten Bogen über das verschlammte Feld umlaufen.
  2. Zügig an der Statue vorbeifahren. Schließlich reichte der Platz problemlos aus, der Hund hatte hinter seinem Gartentor bisher keinen übertriebenen Aktivismus an den Tag gelegt und schließlich ist die Variante „Augen zu und durch“ eine altbewährte und oft erfolgreiche angewandte Methode im Umgang mit Gefahrensituationen.
  3. Absteigen und Brüllen. In der Hoffnung, dass die Besitzerin mein Problem, das ja eigentlich ihres war löst und der Hund das nicht als Aufforderung betrachtet, mir das Maul zu stopfen.
  4. Langsam an Hund und Frauchen vorbeirollen, in der Hoffnung, dass der Köter mich einfach nicht sieht.
  5. Umdrehen und meine Fahrt auf einer anderen Route fortsetzen.

Ich hatte die Wahl und musste eine Entscheidung treffen. Hier und jetzt. Wie beim Roulette. Wobei es sich in diesem Fall wohl um eine Unterart der russischen Variante handelte.

Entscheidungen treffen wir tagtäglich dutzende (siehe oben). Zumeist handelt es sich dabei aber gar nicht um „richtige“ Entscheidungen. Wir haben zwar die Wahl, aber unsere Routinen, Erfahrungen, Vorlieben oder auch äußere Zwänge geben uns die Entscheidung vor, nehmen sie uns ab. Das ist auch gut so. Denn wenn beispielsweise statt des routinierten Befüllens der Kaffeemaschine am Morgen zunächst ein langer Entscheidungsprozess (Kaffee, Tee – und dann welche Sorte -, Orangensaft, Wasser, Milch, …) durchlaufen werden müsste: Wir würden nie pünktlich bei der Arbeit erscheinen.

Leider hält unser Alltag aber, allen Routinen zum Trotz, noch ausreichend Entscheidungszwänge bereit, die sich eben nicht nach „Schema-F“ oder „machen wir wie immer“ abarbeiten lassen. Solche Fälle müssen dann ausführlich bedacht, abgewogen, analysiert oder besprochen werden. Abhängig von der Tragweite und Bedeutung der zu treffenden Entscheidung empfiehlt es sich sogar, Fachexpertisen einzuholen oder Entscheidungsgremien einzuberufen.

In vielen Fällen machen wir uns Entscheidungen wirklich nicht leicht. In manchen aber auch einfach viel zu schwer. Oft können wir gar nicht alles bedenken. Wir quälen und blockieren uns mit vermeintlichen Lösungsstrategien, um alle vermeintlichen Risiken auszuschließen, nur um schlussendlich festzustellen, dass wir trotzdem die falsche Entscheidung getroffen oder – noch viel schlimmer – weil die Angst, einen Fehler zu machen unser Handeln gelähmt hat, gar nichts entschieden haben.

Vielleicht sollten wir viel häufiger auf unser Bauchgefühl hören. Das entsteht übrigens nicht im Magen, dem Darm oder der Leber, sondern ist die unterbewusste Fülle all unserer Erfahrungen. Eigentlich eine gute Basis für Entscheidungen, die wir viel häufiger nutzen sollten.

Mein Bauchgefühl hat sich im Übrigen für die vierte Möglichkeit entschieden. Langsam rollte ich auf das Monument aus Muskeln, Fett und Haaren zu. Schon war ich fast vorbei und gratulierte mir zu meinem Mut, als der Koloss seinen massigen Körper mit einem abgrundtiefen WUFF entschlossen gegen mein Hinterrad warf. Nicht wütend oder aggressiv, sondern eher angenervt. Wie eine Kuh, die lästige Fliegen mit ihrem Schwanz vertreibt.

Mein Rad ruckelte kurz und wider Erwarten blieb ich im Sattel. Dabei reicht doch manchmal schon ein kleines Steinchen auf dem Weg, um mich und meinen fahrbaren 8Kg-Untersatz aus Carbon ins Straucheln zu bringen.

Ein Wunder? Glück gehabt? Oder war da die schützende Hand meines Schutzengels im Spiel, der meinen Mut, mein Gottvertrauen oder auch einfach nur mein Bauchgefühl unterstützen wollte? Bestimmt war es so. Ganz sicher sogar! Dafür bin ich ihm dankbar. Und dem, der ihn geschickt hat sowieso.

Hören Sie öfter auf ihr Bauchgewühl, wenn Sie Entscheidungen treffen müssen oder die Wahl haben. Und kalkulieren Sie ruhig die Hilfe Ihres Schutzengels mit ein. Wenn Sie bei ihren Entscheidungen versuchen, das Wohl Ihres Nächsten zu berücksichtigen, menschlich zu handeln, großzügig, sozial und gerecht, dann können Sie auf seine Unterstützung zählen.

Herzlichst
Ihr
Markus Constantin
Rektor